Donnerstag, 2. Juni 2016

Bibel und Literatur


Mit der Hilfe von zwei Bibelstellen läßt sich zuverlässig feststellen, ob man es mit Literatur zu tun hat oder aber nicht. Da ist zunächst Markus 10,25: Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als daß es sich bei einem Bestseller um Literatur handelt. Hier ist uns ein operativ sehr leicht zu handhabendes Kriterium gegeben, das allerdings nicht in jeder Hinsicht zuverlässig ist. Durch eine Verkettung unglücklicher Zufälle kann ein Werk der Literatur zum Bestseller werden, der Werther ist ein frühes und in seinen Folgen, wie man weiß, tragisches Beispiel. Entscheidender ist denn auch Johannes 1,1: Im Anfang war das Wort. Literatur ist nichts anderes, als die Welt aus dem Wort neu hervorgehen zu lassen. In den allermeisten Büchern aber begegnen wir der gewohnten, mit Worten nur überkleisterten Welt, diese Bücher können wir beiseite lassen. Johannes 1,1 ist als Maßstab ohne Fehl, hat allerdings nicht die Handlichkeit von Markus 10,25.

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